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Selbstschutz oder Selbstsabotage?

Welche schlechten Dinge sind dir in deinem Leben schon passiert? Und was haben diese Dinge aus dir gemacht? Solche Dinge passieren immer wieder und sie gehören zum Leben dazu. In der Regel werden dann verschiedenste Mechanismen in deinem Unterbewusstsein aktiv. Selbstschutz kann helfen, kann aber auch dazu führen, dass du dich selbst sabotierst.

Verdrängung

Der wahrscheinlch bekannteste und ziemlich umstrittene Selbstschutzmechanismus ist Verdrängung. Vor allem bei traumatischen Ereignissen kommt es vor, dass die Gefühle abgespalten werden und man die Erinnerung an die beängstigende Situation komplett verliert.
Aber auch im Alltag kommt es immer wieder vor dass wir Dinge bewusst oder unbewusst verdrängen, indem wir zum Beispiel die Realität nicht wahrhaben wollen, versuchen nicht daran zu denken oder so tun als wäre es einfach nicht so wie es ist. Dabei belügen wir uns ganz einfach selbst, weil es zu schmerzlich wäre der Wahrheit ins Auge zu sehen.
Diese Lösung hat unsere Psyche ersannen um uns vor den Schmerzen der Ereignisse oder Umstände zu schützen, was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint. Schmerzen und Leid einfach zu verdrängen und so zu tun als wären sie nicht da klingt erst einmal erstrebenswert.
Normalerweise ist es auch so, dass die Erinnerung dann zurück kommt, wenn du bereit bist sie zu ertragen. Also dann, wenn du insgesamt stabil bist und ein sicheres Umfeld hast bzw. dich sicher fühlst. So wäre zumindest der Nutzen der Schutzfunktion voll ausgeschöpft, also der Schutz vor zu großen Schmerzen so lange sie nicht tragbar sind und im Anschluss daran die Verarbeitung, wenn du soweit bist.
In der Realität geht der Schuss aber oft nach hinten los. Durch die Verdrängung werden Gefühle nicht verarbeitet und stauen sich somit auf, werden mit der Zeit immer stärker und brechen irgendwann im unpassendsten Moment aus. Negative Gefühle, die du nicht verarbeitet hast beeinflussen dich die ganze Zeit über unbewusst, auch und besonders dann wenn du sie einfach verdrängst. Das kann zu schädlichen Mustern und selbstsabotage führen und außerdem krank machen.

Rückzug/ Misstrauen

Du kennst das sicher. Es gab bestimmt einige Menschen in deinem Leben, die dich verletzt haben. Und spätestens nach dem dritten Mal bist du vorsichtiger geworden, vertraust niemandem mehr so leicht und lebst lieber alleine als unter Menschen, die dich verletzen könnten.
Ein bisschen Vorsicht im Umgang mit anderen Menschen ist auf jeden Fall angebracht. Es wird immer wieder Personen geben, die dir schaden, dich verletzen, dich belügen und behindern. Du solltest einen Menschen ein Stück weit kennen bevor du ihm wirklich vertraust.
Schwierig wird es dann, wenn du niemandem mehr vertrauen kannst, egal wie gut du ihn kennst, oder wenn du dich von vorne herein schon gar nicht erst auf Menschen einlassen kannst, weil du erwartest, dass sie dich irgendwann hintergehen werden.
Zu großes Misstrauen führt zu Isolation, weil du dich einerseits zurückziehst und andererseits weil dieses Misstrauen auch vom Gegenüber registriert wird und die Menschen sich dir nicht wirklich verbunden fühlen. Wenn du anderen Menschen außerdem offen vertrauensbrüche unterstellst fühlen sie sich irgendwann nicht mehr respektiert.

Vermeidung

Hast du Angst vor bestimmten Situationen, wie zum Beispiel das Sprechen vor Menschen? Dann vermeidest du eben solche Situationen wahrscheinlich so gut es geht. Auch das ist verständlich und soll dich vor den unangenehmen Gefühlen schützen, die dabei in dir aufkommen.
Allerdings wird diese Angst immer größer, je öfter du entsprechende Situation meidest. Du bestätigst dir damit ja selbst, dass sie gefährlich ist und es besser ist sie zu meiden. Vorallem bei sozialen Ängsten ist es aber meistens gar nicht gefährlich sich diesen zu stellen.
Bei einer generalisierten Angststörung ist die Vermeidung oft das größte Problem, weil man Angst vor der Angst bekommt. Man meidet also gewisse Orte, an denen man schon einmal eine Panikattacke hatte, weil man Angst davor hat, dass man eine solche dort wieder erleben muss.
Somit wird der persönliche Spielraum immer kleiner, weil man sich irgendwann kaum noch etwas traut, weil man schon überall und bei allem eine Attacke hatte.

Selbstschutz erkennen

Wie schon erwähnt sind viele Selbstschutzmaßnahmen gut und sinnvoll und natürlicher Bestandteil des Lebens. Solltest du also feststellen, dass du manche Dinge aus Selbstschutz tust oder vermeidest ist das zunächst kein Grund zur Besorgnis.
Beobachte dich selbst und hinterfrage immer warum du tust was du tust, woher die Argumente für deine Entscheidungen und Handlungen wirklich kommen und vor allem ob sie dich voran bringen oder eher behindern. Erfüllt das was du machst seinen Zweck und geht es dir gut dabei, kannst du zunächst so weiter machen.
Bemerkst du aber, dass du dir dadurch in bestimmten Situationen selbst im Weg stehst oder dich selbst verletzt, dann stell das Ganze einmal kräftig in Frage.

  • Warum genau mache ich das?
  • Was ist die positive Absicht dahinter?
  • Wann und wie genau behindert oder verletzt mich das?
  • Was wäre hilfreicher?

Selbstsabotage überwinden

Mit diesen Fragen hast du schon eine gute Basis um Alternativen zu finden, die dich weiter bringen. Alleine die Erkenntnis, dass du so etwas machst und warum kann schon dazu führen, dass du dich künftig ein bisschen anders verhältst.
Wenn du aber gezielt daran arbeiten möchtest, kannst du das in kleinen, vorsichtigen Schritten machen. Zunächst ist es natürlich wichtig dir Gedanken darüber zu machen, wann es dir etwas bringen würde dich in der Hinsicht zu verändern und wann eher nicht. Dann kannst du dich Stück für Stück selbst herausfordern.
Ich selbst erwische mich gerne dabei, wie ich aufkommende Gefühle und Gedanken einfach weg wischen will. Wenn ich das bemerke versuche ich sie einfach aufkommen und vorbei ziehen zu lassen. Dich aktiv damit zu beschäftigen also zum Beispiel darüber zu sprechen, zu schreiben oder ein Bild darüber zu Malen usw. wäre dann eine Steigerung.
Du könntest dich gegenüber anderen Menschen ein wenig mehr öffnen, ihnen mehr von dir erzählen, aber nur in kleinen Dosen. Wenn du dann merkst, dass nichts schlimmes dabei passiert kannst du dich immer mehr öffnen.
Stelle dich aktiv Situationen, die dir ein bisschen Angst machen und steigere das dann so lange, bis du dich sicher genug fühlst um dich auch den ganz großen Ängsten zu stellen.
Werde ein bisschen kreativ und finde Möglichkeiten, wie du dich in ganz kleinen und leichten Schritten deinen eigenen Ängsten und Mustern stellen kannst und gewinne damit immer mehr Kontrolle über dein Leben zurück.
Welches ist deine „liebste“ Selbstschutzmaßnahme? Wie gehst du damit um und wo behindert sie dich? Schreib es mir in einem Kommentar, ich freue mich über deine Nachricht. 🙂
Sei du selbst und geh deinen Weg!