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Lass das Telefon mal klingeln – wie dein Kopf dich in die Irre führt

Du sitzt gerade gemütlich in deinem Lieblingssessel und liest vertieft ein gutes Buch – auf einmal klingelt dein Telefon, was machst du? Die meisten Menschen unterbrechen sofort ihre Tätigkeit, springen auf und versuchen schnellstmöglich abzuheben.
Wir sind darauf konditioniert ans Telefon zu gehen wenn es klingelt. Man möchte ja auch nichts verpassen. Aber kannst du dich nicht auch einfach weiter auf dein Buch konzentrieren und das Telefon Telefon sein lassen?
So wie du auf das Telefon reagierst verhält es sich in den meisten Fällen auch mit deinen Gedanken und Gefühlen. Aber auch die kannst du einfach mal klingeln lassen.
Besonders in der Pubertät sind unsere Gefühle noch sehr intensiv und lassen sich nicht einfach so beiseite schieben. Wir gehen darin auf, fühlen uns vielleicht davon erdrückt und können uns auf kaum etwas anderes konzentrieren.
Mit zunehmendem Alter legt sich das etwas. Dennoch messen wir unseren Gefühlen manchmal einen sehr hohen Stellenwert bei. Natürlich möchte ich nicht behaupten Gefühle seien nicht richtig. Ich will auch nicht sagen, dass du deine Gefühle einfach ignorieren sollst.
Es geht vor allem darum, mit deinen Gefühlen umzugehen, mit ihnen zu „arbeiten“. Schließlich hast du Pläne und Ziele, willst dich mit deinen Gefühlen wahrscheinlich möglichst gut fühlen.
Das heißt übrigens nicht, dass die Gefühle immer gut sein müssen. Auch mit negativen Gefühlen kann man sich gut fühlen, indem man akzeptiert, dass sie da sind und ihre Berechtigung haben.
Gedanken hinterfragen
Zunächst einmal entstehen deine Gefühle durch deine Gedanken. Die eigenen Gedanken können ein ganz schöner Irrgarten sein. Denn automatisch gehen wir davon aus, dass unsere Gedanken die Wahrheit sind. Sonst würden wir sie ja nicht denken, oder?
Um mit deinen Gedanken umzugehen solltest du allerdings eine Einstellung verinnerlichen: Deine Gedanken sind nicht die Wahrheit. Sie sind nicht unumstößlich. Sicher hast du auch schon einmal deine Meinung zu einem Thema geändert. Ist das nicht Beweis genug, dass deine Gedanken nicht immer die Wahrheit sein müssen?
Depressionen sind ein klassisches Beispiel für solche Gedanken, die wir für die Wahrheit halten. Gedanken wie: „Die Welt ist schlecht.“ „Ich passe hier nicht hin.“ „Es gibt keinen anderen Ausweg aus meiner Situation.“ „Niemand liebt mich.“ kreisen in den Köpfen depressiver Menschen.
Werden solche Gedanken allerdings als absolute Wahrheit anerkannt und nicht in Frage gestellt führt das zu einer Abwärtsspirale unsäglichen Leids und oft genug zum Suizid.
Aber auch im Alltag führen unsere Gedanken immer wieder in die Irre. Denkst du zum Beispiel, dass jemand über dich lacht, oder dass jemand dich gar nicht mag, dass du nichts kannst oder ein Versager bist, so hältst du das natürlich für die Wahrheit.
Solche Gedanken behindern dich allerdings ganz schön. Stelle diese Gedanken einfach in Frage. Woher weißt du, dass diese Tatsachen wahr sind? Kannst du das überhaupt wirklich wissen?
Fakt ist, dass du deine Gedanken ganz alleine produzierst. Situationen werden gescannt und anhand deiner bisherigen Erfahrungen in einen Kontext gesetzt und mit Sinn und Hintergrund versehen.
Un genau deshalb ist es auch völlig natürlich, dass Gedanken von vorneherein niemals ganz richtig sein können. Das wären dann wohl eher Zufallstreffer. Die volle Wahrheit über alles können wir sowieso niemals kennen.
Man ging zum Beispiel früher davon aus, die Erde sei eine Scheibe. Heute geht man davon aus, dass die Erde rund ist. Aber mal ehrlich, können wir das wirklich zu 100% wissen?
Vielleicht stellt irgendwann man jemand fest, dass die Erde Eckig ist, oder eine Schleife, oder dass sie gar nicht wirklich so existiert, wie wir uns das denken. Möglich wäre es.
Der Vorteil dieser Sichtweise besteht ganz einfach darin, dass du dir aussuchen kannst, was du denken und glauben willst und was nicht. Am sinnvollsten wäre es doch, wenn du nur noch das denkst, was dich weiter bringt und womit du glücklich bist, nicht wahr?
Mit Gefühlen umgehen
Kontrollierst du deine Gedanken, dann hast du in der Regel auch deine Gefühle im Griff. Aber Gefühle zu kontrollieren kann noch viel schwieriger sein. Gefühle sind nämlich meistens ziemlich mächtig.
Sie können dein Handeln und damit dein Leben in sehr hohem Maße beeinflussen. Zum positiven und zum negativen. Mit den Gefühlen verhält es sich aber im Grunde auch wie mit den Gedanken.
Deine Gefühle müssen nicht begründet oder sinnvoll sein. Drängt sich dir ein Gefühl auf, das du gar nicht haben willst so betrachte es doch einfach einmal von einer anderen Seite.
Stehst du zum Beispiel in einer Kneipe und ein betrunkener Kerl macht dich blöd an, dann steigt vielleicht Wut in dir auf. Der ein oder andere verspürt dann die Lust diesem Kerl eine rein zu hauen.
Dieser Impuls ist natürlich gut nachvollziehbar, aber ist er auch sinnvoll? Wenn man die Folgen bedenkt wohl eher nicht. Befindest du dich in so einer Situation, dann kannst du dich also einfach mal in die Situation eines Beobachters versetzen.
Beobachte deine Wut einfach mal. Mach nichts, sondern lass das Gefühl da sein, wie du ein Telefon klingeln lassen würdest. Stell das Gefühl in Frage, wie auch deine Gedanken.
Sind sie realität, oder kannst du es gar nicht wissen? Ist es wirklich sinnvoll jetzt das zu tun, was dein Gefühl verlangt? Willst du dich überhaupt so fühlen?
Wahrscheinlich eher nicht. Wenn du dich dem Gefühl hingibst, dann gibst du deinem Gegenüber damit die Macht über deine Gefühle. Ich errate jetzt einfach mal, dass du das nicht willst.
Besonders radikale Gedanken entsprechen übrigens meistens nicht der Realität. Die Natur sieht Gegensätze und Zwischenstufen vor. Bemerkst du also eine besonders eingefahrene Sichtweise an dir, so lohnt es sich diese einmal in Frage zu stellen.
Übung macht den Meister
Wahrscheinlich wirst du dich bei deinem nächsten Wutausbruch nicht gleich wie ein Yogi fühlen und die Wut einfach weg wischen. So mit den eigenen Gedanken und Gefühlen umzugehen erfordert Übung.
Fang einfach klein an und gewöhne dir an deine Gedanken und Gefühle in Frage zu stellen. Mit der Zeit wird das immer besser funktionieren und du hast dich selbst so im Griff, wie du es dir wünschst.
Bei den nächsten negativen Gedanken und Gefühlen die aufkommen mach dir erst einmal klar, dass sie nicht in Stein gemeißelt sind. Beobachte dann was passiert und beobachte und analysiere sie. Allein dadurch wirst du dich schon etwas besser fühlen.
Stelle deine Gedanken und Gefühle dann in Frage. Sind sie sinnvoll? Will ich sie überhaupt haben? Entscheide dann, ob du sie weiterhin behalten möchtest, oder etwas daran ändern.
Wie gehst du bisher mit deinen Gedanken und Gefühlen um? Sind sie für dich die absolute Wahrheit? Schreib mir doch einen Kommentar, ich freue mich über dein Feedback. 🙂
Sei du selbst und geh deinen Weg!