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Wie deine Familie deine Zukunft bestimmt und was du dagegen tun kannst

Bestimmt deine Familie immernoch dein Leben, vielleicht sogar unbewusst? Einerseits kann Familie ein Auffangnetz sein, das dir den Rücken stärkt, aber andererseits kann sie dir auch Fesseln anlegen, die du manchmal nicht einmal bemerkst.
Wie du heraus findest wie deine Familie dich noch beeinflusst und wie du da wieder raus kommst, darum geht es in diesem Artikel.

Du bist Teil eines Systems

In der Systemischen Psychologie geht man davon aus, dass jeder Mensch nicht nur ein Individuum ist, sondern immer auch Teil eines Systems. Dabei ist die eigene Familie das wahrscheinlich wichtigste und prägendste System, doch nicht das Einzige. Denk einmal darüber nach, welche Rollen du in deinem Leben einnimmst, das sind nämlich in der Regel sehr viele verschiedene.
Du bist zum Beispiel Tochter, Mutter oder Schwester in der Familie, Kollegin, Angestellte oder Vorgesetzte bei der Arbeit. Die systemische Theorie lässt sich auf viele Gruppen anwenden wie Firma, Gesellschaft, Verein usw. In jedem der Systeme herrschen eigene Rollenbilder, verschiedene soziale Regeln und Umgangsformen. Du bist jeweils ein eigener Teil davon und passt dich einerseits an und lässt dich andererseits davon prägen und beeinflussen.
Nun die Umgebung in der du deine frühe Kindheit verbracht hast prägt dich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch heute und bestimmt öfter deinen Alltag als du denkst. Dabei spielt es keine Rolle ob dies eine typische Familie mit Eltern und Kindern war oder vielleicht ein Kinderheim.

Erstelle ein Genogramm

Es gilt zunächst heraus zu finden welche Muster und Glaubenssätze deine Familie – und damit dich prägen. Dazu kannst du ein sogenanntes Genogramm erstellen. Meine Schwester und ich haben das vor etwa einem Jahr zusammen gemacht. Darauf gestoßen war sie durch ihr Studium und wir haben die Idee mehr zum Spaß einfach Mal umgesetzt. Dabei kam dann aber mehr heraus als erwartet.
Zwar hat meine Schwester mir schon zuvor erzählt was das Ganze bringen soll, nämlich dass man Muster erkennen können soll, aber so richtig vorstellen konnte ich mir da trotzdem noch nichts drunter. Deshalb empfehle ich dir es einfach Mal zu machen, ich war jedenfalls begeistert.
Nimm dir ein großes Blatt Papier, oder wenn du das Equipment hast auch gerne ein Flipchart oder ähnliches.
Überlege dir einfache Symbole für die Personen, die du darstellten möchtest und fang bei dir an. Wenn du bereits eigene Kinder hast lass noch etwas Platz nach unten.
Mal einen Stammbaum, zumindest von deinem engsten Familienkreis auf. Wenn du den Platz hast kannst du auch Menschen mit aufnehmen, die du selbst vielleicht nicht kennen gelernt hast, wie etwa Urgroßeltern oder entfernte Cousins, von denen du aber weißt und Erzählungen gehört hast.
Bei dem Genogramm geht es nun hauptsächlich um die Beziehungen zueinander.
Du kannst nun Stück für Stück Personen durch Linien miteinander verbinden und dann ihre Beziehung zueinander Kennzeichnen.
Fang zunächst mit deinen direkten Verhältnissen an und versuche später auch die Beziehung der anderen Personen zueinander zu beschreiben.
Wichtig ist dabei wie du selbst sie empfindest.
Wenn du das Gefühl hast Beziehungen beruhen nicht ganz auf Gegenseitigkeit, sondern werden von beiden Parteien unterschiedlich wahrgenommen, dann kannst du das zu zwei Linien in verschiedene Richtungen darstellen.
Überlege dir Symbole für verschiedene Beziehungszustände. Auch keinen Kontakt solltest du darstellen.
Ein Blitz könnte zum Beispiel für eine angespannte Beziehung stehen, ein Herz oder eine doppelte oder sogar dreifache Linie für eine besonders tiefe Beziehung, eine unterbrochene Linie für unterbrochenen Kontakt usw.
Auch verschiedene Farben kannst du einsetzen um das Bild übersichtlicher zu gestalten. Wähle eigene Farben und Symbole, damit sie das widerspiegeln, was du empfindest.

Finde die Muster

Ist das Kunstwerk fertig analysierst du das Gesamtbild. Am Besten hältst du fest, was dir auffällt. Gibt es Beziehungsszustände die sich Generationenübergreifend wiederholen? Wo genau stehst du in dem Ganzen Konstrukt?
In meiner Familie haben sich hauptsächlich zwei Dinge sehr deutlich herauskristallisiert: In der Familie meines Vaters hat es immer ein schwarzes Schaf gegeben.
Die Famile wirkt insgesamt nach Außen hin sehr harmonisch und praktiziert Zusammenhalt gegenüber potenziellen äußeren Bedrohungen. Als Mitglieder der Familie wissen wir natürlich, dass das nur so wirken soll.
Die Funktion eines schwarzen Schafes wird hier genutzt, damit negative Gefühle auf dieses projeziert werden können und alle anderen somit ihren Zusammenhalt verstärken können.
Die Seite meiner Mutter hat hauptsächlich mit Ausgrenzung gearbeitet. Hier war es zunächst schwierig Beziehungen überhaupt festzustellen, weil es immer im Wechsel Mitglieder gab, die nicht miteinander sprachen. Auch dieser Umstand sagt viel aus. Hier waren also Kontaktabbrüche an der Tagesordnung, ganze Familienteile waren überhaupt nicht mehr ins System integriert usw.
Durch so ein Genogramm ist es also möglich die grundlegenden Muster deiner Familie, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden greifbar zu machen.

Lerne aus der Geschichte deiner Familie

Vielleicht werden dir jetzt schon einige der Schwierigkeiten, die du mit deiner Familie hast und hattest etwas klarer. Wichtig ist für dein Leben und deine Zukunft, sowie auch deine Nachfahren, wie du damit umgehst.
Stellst du etwa fest, dass du eine Art schwarzes Schaf, ein allgemeingültiges Opfer oder jemand den man ständig ausnutzen kann für deine Famile darstellst, dann reicht es vielleicht sogar schon aus dies zu wissen.
Sei dir bewusst, dass die Familie nur jemanden als „Opfer“ behandeln kann, wenn dieser seine Rolle annimmt und das zulässt. Vielleicht schaffst du es durch eine veränderte Geisteshaltung und einen anderen Umgang mit deiner Familie diese Rolle abzustreifen und ein harmonisches Miteinander zu schaffen. Oder vielleicht ist das auch gar nicht mehr möglich und du schaffst es dich von der Rolle und damit von der Familie zu lösen.
Möglicherweise fällt dir aber auch auf, dass du einige der Muster selbst verfolgst. Vielleicht arbeitest du selbst mit Ausgrenzung und möchtest das eigentlich gar nicht. Dann gibt es hier einen Punkt an dem du arbeiten kannst um ein Familiensystem zu etablieren, welches nutzt und die Mitglieder unterstützt.
Schlussendlich liegt es an dir wie du mit den Erkenntnissen umgehst. Du kannst für dich entscheiden diesen Mustern nicht mehr zu folgen. Du entscheidest darüber wie es weiter geht. Der erste Schritt dafür ist getan, indem du diese Muster in dein Bewusstsein geholt hast.
Hast du manchmal noch immer das Gefühl dass deine Familiengeschichte dein Leben bestimmt? Welche schädlichen Muster gibt es in deiner Familie und konntest du sie vielleicht schon besiegen? Hinterlass einen Kommentar, ich bin gespannt auf deine Antwort.
Sei du selbst und geh deinen Weg!


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